Die Entwicklung der stationären Angebote für die Pflege und Betreuung von betagten Menschen in der Surselva
Als ich im März 1981 meine Tätigkeit bei der damaligen Bezirksfürsorgestelle Surselva in Trun aufnahm, verfügte die Region Surselva, von Trin bis Tschamut, nur über ein minimales Angebot für die stationäre Pflege und Betreuung von betagten Menschen. Lediglich das Altersheim Casa s. Martin in Trun hatte eine anerkannte Pflegeabteilung. Die damaligen Heime in Curaglia, Cumpadials, Disentis, Sedrun, Ilanz (Kloster St. Joseph), Cumbel und Flims verfügten über ein Angebot an sogenannten Altersheimplätzen. Bei diesen Institutionen wurden nur Personen aufgenommen, die entweder keine oder nur leichte Pflegeverrichtungen benötigten. In Ilanz eröffnete die Stiftung "Evangelisches Alters- und Pflegeheim", bestehend aus 12 reformierten politischen Gemeinden und den evangelischen Kirchgemeinden von Ilanz und Sagogn, Ende September 1981 den Neubau mit 56 Pflegebetten und 34 Betten in der Altersabteilung. Alle übrigen Gemeinden der Surselva, die nicht in der Trägerschaft waren, unterzeichneten Vereinbarungen mit der genannten Stiftung über die Zahlung von Defizitbeiträgen, jedoch nur beim Aufenthalt einer Bewohnerin oder eines Bewohners aus ihrer Gemeinde.
In den 80er- und 90er-Jahren erfolgte der Aus- oder Neubau der Alters- und Pflegeheime in Cumbel/Lumnezia, Disentis und Trun. Im Zusammenhang mit der Erarbeitung eines Berichtes für eine neue Alterspolitik veröffentlichte der Kanton Graubünden im Jahre 1994 das Teilprojekt Bedarfsplanung. Dieses Teilprojekt sollte Aufschluss über den quantitativen Bedarf im stationären Bereich der Langzeitpflege geben. Dazu wurde im Hinblick auf die demographische Entwicklung der theoretische Bettenbedarf aufgrund der Bedarfsrichtwerte für die Jahre 2000 bis 2010 festgelegt. Gemäss Erhebung verfügte die Surselva im Jahre 1993 über 118 Betten in den Pflege- und 285 Betten in den Altersabteilungen.
Bereits im Teilprojekt der Bedarfsplanung 1994 und im 1996 erschienenen Bericht zur Umsetzung der Alterspolitik gemäss Altersleitbild Graubünden wurde die die Schaffung neuer Wohn- und Betreuungsformen angeregt. In der Surselva realisierte die Gemeinde Obersaxen im Jahre 2003 eine Pflegewohngruppe und integrierte im Betrieb betreute Alterswohnungen. Im gleichen Jahr baute die Gemeinde Vals ebenfalls eine Pflegewohngruppe und Alterswohnungen.
In den Jahre 2010 bis bis Ende 2013 sind oder werden in der Surselva für Neu- und Umbauten bei den verschiedenen stationären Einrichtungen der Langzeitpflege mehr als 100 Millionen Franken investiert. Erfreulicherweise wurden nebst den Pflegeplätzen zusätzlich über 30 Alterswohnungen erstellt und damit das Angebot an betreutem Wohnen als zukunftweisendes Modell ausgebaut.
Im Jahre 2011 sind in den zehn stationären Einrichtungen der Langzeitpflege in der Surselva mit insgesamt 412 Pflegebetten 139'474 Aufenthaltstage registriert worden. Vielfach wird vergessen, dass die Pflege und Betreuung von betagten Menschen nicht nur Kosten verursachen, sondern auch attraktive Arbeitsstellen in den peripheren Gebieten schaffen. So waren im Jahre 2011 nicht weniger als 670 Personen bei den stationären Einrichtungen der Langzeitpflege beschäftigt, was 370,5 Vollzeitstellen entspricht. Die Nettolohnkosten betragen die erstaunliche Summe von 35,5 Millionen Franken. Geld, das vor allem in der Region verbleibt. Somit haben die stationären Einrichtungen eine wichtige volkswirtschaftliche Bedeutung für die Region.
Silvio Albin, 1951, dipl. Sozialarbeiter und Sozialversicherungsfachmann. Seit 1995 Leiter der Beratungsstelle Surselva von Pro Senectute Graubünden in Ilanz. Bei der Beratungsstelle Surselva sind die Mandate für die Führung der Koordinationsstelle Gesundheitswesen der Regiun Surselva und die Leitung des Sozialdienstes des Regionalspitals Surselva integriert